Wieviel Geld sollte man mit 60 gespart haben in der Schweiz?
Der Gedanke an die Pensionierung:
Zwischen Vorfreude und Unsicherheit
Die Planung des dritten Lebensabschnitts ist mehr als nur eine Frage der Finanzen – sie betrifft unsere gesamte Lebenssituation, unsere Familie, unsere Pläne. Dieser Artikel liefert fundierte Tipps zur Finanzplanung, zeigt relevante Zahlen, erklärt das Vorsorgesystem der Schweiz – und hilft dabei, die richtigen Weichen zu stellen.
1. Die finanzielle Realität im Alter: Was zeigt die Statistik?
Laut einer Studie des Bundesamts für Statistik (BFS) aus dem Jahr 2024 liegt das durchschnittliche Vermögen eines 60-jährigen Haushalts in der Schweiz bei rund 450.000 bis 600.000 CHF. Doch dieser Wert variiert stark – abhängig vom Einkommen, vom Wohnort, von der Erwerbstätigkeit und der privaten Vorsorge.
Während einige Menschen bereits ein beachtliches Polster angespart haben, kämpfen andere mit Lücken im Vorsorgesystem. Besonders betroffen sind oft Frauen, da sie häufiger Teilzeit arbeiten und dadurch geringere Beiträge in die Pensionskasse einzahlen.
2. Das Schweizer 3-Säulen-Prinzip im Überblick
Um zu verstehen, wie viel Geld man im Alter braucht, muss man das Schweizer Vorsorgesystem kennen – es beruht auf drei Säulen:
Säule 1: AHV (Alters- und Hinterlassenenversicherung)
Die AHV bildet die Basis. Sie deckt die existenzielle Grundversorgung im Alter ab. Die AHV-Rente beträgt für eine Einzelperson im Durchschnitt zwischen 1.200 und 2.450 CHF pro Monat. Diese Summe reicht jedoch oft nicht aus, um den gewohnten Lebensstandard zu halten.
Säule 2: Pensionskasse
Die zweite Säule ist die berufliche Vorsorge. Arbeitgeber und Arbeitnehmer zahlen gemeinsam Beiträge ein. Je nach Einkommen kann hier ein beträchtlicher Betrag angespart werden. Bei der Pensionierung wird das angesparte Kapital entweder als monatliche Rente oder als einmalige Auszahlung bezogen.
Säule 3a: Private Vorsorge
Die dritte Säule ist freiwillig, aber entscheidend. Über die Säule 3a können steuerbegünstigt Beiträge eingezahlt werden – ein wichtiges Instrument, um Lücken zu schliessen. Sie ist besonders für Selbständige und Menschen mit unregelmässigem Einkommen wichtig.
3. Wieviel Geld sollte man mit 60 gespart haben in der Schweiz?
Eine pauschale Antwort auf diese Frage gibt es nicht – aber Faustregeln helfen bei der Orientierung.
Grundregel: 80% des letzten Bruttoeinkommens als Zielrente
Experten empfehlen eine Ersatzquote von rund 80 Prozent des Bruttoeinkommens vor dem Ruhestand. Wer also zuletzt 100.000 CHF jährlich verdient hat, sollte auf eine jährliche Rente von 80.000 CHF abzielen – das entspricht rund 6.666 CHF pro Monat.
Da AHV und Pensionskasse oft zusammen nur 60 bis 70 Prozent abdecken, muss die private Vorsorge die Vorsorgelücke füllen. Je nach Lebenssituation ergibt sich so ein Bedarf von etwa 500.000 bis 1.000.000 CHF an zusätzlichem Vermögen bis zur Pensionierung.
Beispiel:
Frau Meier, 60 Jahre alt, war als kaufmännische Angestellte tätig und hatte ein durchschnittliches Bruttoeinkommen von 90.000 CHF pro Jahr. Gemäss der 80%-Regel braucht sie im Ruhestand jährlich 72.000 CHF, um ihren gewohnten Lebensstandard zu halten.
Laut ihrer aktuellen Berechnung erhält sie aus AHV und Pensionskasse zusammen rund 58.000 CHF pro Jahr. Das ergibt eine Lücke von 14.000 CHF jährlich – also 1.166 CHF pro Monat.
Damit sie diese Differenz über 20 Jahre Ruhestand ausgleichen kann, müsste sie bei moderatem Kapitalverzehr rund 300.000 bis 350.000 CHF zusätzlich gespart haben – etwa über die Säule 3a, ein Sparkonto oder eine Lebensversicherung. Hat sie höhere Ansprüche oder rechnet mit einer längeren Lebenserwartung, sollte sie sogar mit 500.000 CHF und mehr rechnen.
4. Berechnung: Wieviel Geld braucht man im Ruhestand?
Die Höhe des benötigten Vermögens hängt von verschiedenen Faktoren ab:
- Lebensstandard: Wie viel Geld braucht man monatlich?
- Lebenserwartung: Je länger der Ruhestand, desto grösser der Kapitalbedarf
- Einkommenseinbusse: Wie viel fehlt zur Wunsch-Rente?
- Ausgaben: Miete, Krankenkasse, Reisen, Hobbys, etc.
- Situation im Haushalt: Alleinstehend oder als Paar?
- Bestehende Rücklagen: Immobilien, Erbschaften, andere Vermögenswerte
Wer mit 60 plant, mit 65 in den Ruhestand zu gehen, sollte sich also frühzeitig ein realistisches Budget erstellen – idealerweise gemeinsam mit einer professionellen Beratung.
5. Häufige Lücken in der Altersvorsorge
Viele Menschen – besonders Rentnerinnen und Teilzeitbeschäftigte – unterschätzen die Vorsorgelücke. Die grössten Schwachstellen im System sind:
- Nicht-ausgeschöpfte Säule 3a
- Unterbrochene Erwerbstätigkeit (z. B. durch Kinderbetreuung)
- Niedrige Einzahlungen in die Pensionskasse
- Zu späte Finanzplanung
- Fehleinschätzungen beim benötigten Kapital
Hier ist es entscheidend, rechtzeitig die richtigen Dinge in die Wege zu leiten – denn je näher man dem Pensionsalter kommt, desto schwieriger ist es, Lücken zu schliessen.
6. Tipps für Menschen mit 60: So verbessern Sie Ihre Vorsorge
Egal, in welcher Lebenssituation man sich mit 60 befindet – es gibt immer noch Möglichkeiten, die eigene Altersvorsorge zu optimieren:
- Säule 3a nutzen: Jährlich einzahlen und vom Steuerabzug profitieren
- Pensionskasse aufstocken: Freiwillige Einkäufe lohnen sich steuerlich
- Ausgaben senken: Jetzt das künftige Budget planen
- Immobilien prüfen: Eigenheim verkaufen oder vermieten?
- Beratung suchen: Professionelle Hilfe für die Finanzplanung
- Länger arbeiten: Wer kann, sollte über eine spätere Pensionierung nachdenken
- Im Ausland leben: In einigen Ländern reichen Schweizer Renten weiter
7. Was bedeutet das für Frauen?
Gerade Frauen haben oft eine schlechtere Ausgangslage – durch Teilzeit, Betreuungspflichten und geringere Einkommensverläufe. Deshalb gilt für sie besonders: frühzeitig Vorsorgemassnahmen treffen, die eigene Pensionskasse prüfen und alle Möglichkeiten der Säule 3a ausschöpfen.
8. Ein Blick über die Grenze: Wie steht die Schweiz im Vergleich?
Im internationalen Vergleich schneidet das Schweizer Vorsorgesystem relativ gut ab. Doch auch hierzulande wird die Rolle der privaten Vorsorge immer wichtiger. In Ländern wie Deutschland oder Italien ist der Anteil der staatlichen Rente am Einkommen höher – allerdings auch mit niedrigeren Leistungen.
Gut vorbereitet in den Ruhestand
Wieviel Geld sollte man mit 60 gespart haben in der Schweiz? Die Antwort hängt stark von der persönlichen Situation ab – doch klare Prinzipien, wie das 3-Säulen-System, helfen bei der Orientierung. Wer rechtzeitig plant, kann seinen Lebensstandard im Alter sichern, unangenehme Einkommenseinbussen vermeiden und mit einem guten Gefühl in den Ruhestand starten.
Dein nächster Schritt:
✅ Berechnen Sie Ihre individuelle Vorsorgelücke
✅ Prüfen Sie Ihre Einzahlungen in die Säule 3a
✅ Sprechen Sie mit einem Finanzplaner über deine Pensionierung
Quellen:
- Bundesamt für Statistik (BFS), 2024: www.bfs.admin.ch
- Comparis Ratgeber Altersvorsorge: www.comparis.ch
- Swisscanto Pensionskassen-Studie 2023: www.swisscanto.ch
- Avenir Suisse, Vorsorge-Analysen: www.avenir-suisse.ch