Mahlzeiten bei Demenz

Wenn das Gedächtnis schwindet, wird der Alltag zur Herausforderung. Besonders das Essen und die Zubereitung von Mahlzeiten können für Menschen bei Demenz zu einem täglichen Hindernis werden. Mahlzeiten bei Demenz bedeuten Für Angehörige oder Betreuungspersonen, dass viel Geduld, Beobachtung und ein liebevoller Umgang erforderlich ist. Wie können Sie als Begleitperson im Rahmen der Seniorenbetreuung zu Hause unterstützend wirken und worauf kommt es bei Mahlzeiten bei Demenz besonders an.

Unterstützung im Alltag mit Vergessen

Die Problematik beim Essen und Kochen bei Demenz

Menschen mit Demenz erleben eine zunehmende Einschränkung ihrer kognitiven Fähigkeiten. Das betrifft nicht nur das Erinnerungsvermögen, sondern auch das Planen, Entscheiden und Erkennen alltäglicher Abläufe. Besonders beim Kochen, Tischdecken oder Einkaufen treten Schwierigkeiten auf.

Typische Herausforderungen bei Mahlzeiten bei Demenz:

  • Vergessen zu essen: Betroffene spüren kein Hungergefühl oder erinnern sich nicht, wann sie zuletzt gegessen haben.
  • Verwirrung beim Kochen: Reihenfolgen und Handgriffe wie „Pfanne erhitzen“ oder „Gemüse schneiden“ sind nicht mehr klar.
  • Gefahrensituationen: Der Herd bleibt an, Messer werden falsch verwendet, Lebensmittel verderben unbemerkt.
  • Appetitlosigkeit oder einseitige Ernährung durch Vergessen von Vielfalt und Geschmacksvorlieben.
  • Essstörungen: Manche verlernen, wie man Besteck verwendet, oder nehmen nur noch Flüssignahrung zu sich.

Diese Veränderungen wirken sich auf die Lebensqualität aus – sowohl für Betroffene als auch für betreuende Angehörige.

Risiken im Zusammenhang mit Demenz und Ernährung

Es gibt mehrere Risiken im Zusammenhang mit Demenz und Ernährung, die sowohl körperliche als auch psychische Auswirkungen haben können – für die Betroffenen selbst und indirekt auch für pflegende Angehörige. Diese Risiken entstehen vor allem durch den Verlust von Appetit, Orientierung, sensorischem Empfinden und motorischen Fähigkeiten.

Ein Überblick über die wichtigsten Risiken:

Mangelernährung (Malnutrition)

Menschen mit Demenz essen oft zu wenig oder einseitig, was zu Nährstoffmängeln führt. Besonders betroffen sind Vitamine (B12, D), Mineralstoffe (Kalzium, Magnesium) und Eiweiss. Die Folge können sein:

  • Gewichtsverlust
  • geschwächtes Immunsystem
  • erhöhte Sturzgefahr durch Muskelschwäche
  • verlangsamte Wundheilung
  • beschleunigter geistiger Abbau

 Dehydration (Flüssigkeitsmangel)

Viele Demenzkranke trinken zu wenig, weil sie Durst nicht mehr wahrnehmen, das Trinken vergessen oder Schluckbeschwerden haben. Ein Flüssigkeitsmangel kann zu:

  • Schwindel
  • Verwirrtheit
  • Kreislaufproblemen
  • Harnwegsinfekten
  • akuten Spitaleinweisungen

führen.

Schluckstörungen (Dysphagie)

Im fortgeschrittenen Stadium der Demenz tritt oft eine Beeinträchtigung des Schluckreflexes auf. Dabei besteht die Gefahr, dass Nahrung oder Flüssigkeit in die Luftröhre gelangt.

Risiken:

  • Verschlucken und Ersticken
  • Lungenentzündungen durch Aspiration
  • Angst beim Essen, was wiederum zur Verweigerung führt

Vergiftung durch verdorbene Lebensmittel

Menschen mit Demenz erkennen oft nicht, dass Essen verdorben, alt oder nicht mehr genießbar ist. Sie essen z.B. abgelaufene Joghurts oder vergessen, dass etwas bereits gegart wurde und erneut roh konsumiert wird.

Mögliche Folgen:

  • Magen-Darm-Erkrankungen
  • Lebensmittelvergiftungen
  • chronische Beschwerden durch wiederholte Fehlernährung

Essstörungen und Verhaltensauffälligkeiten

Typisch sind:

  • Essensverweigerung aus Misstrauen oder Angst
  • ständiges Essen, weil kein Sättigungsgefühl mehr vorhanden ist
  • Vorliebe für Süsses, was zu Übergewicht und Diabetes führen kann
  • Ungewöhnliche Essgewohnheiten, z.B. Essen von Nicht-Lebensmitteln (Pica-Syndrom)

Soziale Isolation beim Essen

Wenn Essen nur noch als funktionaler Akt verstanden wird, geht die Freude daran verloren. Auch das gemeinsame Essen kann vernachlässigt werden, was sich auf das seelische Wohlbefinden auswirkt:

  • Einsamkeit
  • Depressionen
  • Rückzug aus dem sozialen Umfeld

Mahlzeiten als strukturierender Bestandteil des Alltags

Regelmässige Mahlzeiten geben Struktur, Sicherheit und Orientierung. In der Altenpflege und besonders bei der Betreuung von Demenzkranken ist ein geregelter Tagesablauf entscheidend.

Warum Rituale helfen:

  • Wiedererkennung: Immer zur gleichen Zeit, am gleichen Ort essen fördert das Gefühl von Vertrautheit.
  • Sensorische Reize: Gerüche und Geräusche aus der Küche können Erinnerungen wecken.
  • Soziale Integration: Gemeinsames Essen verhindert Isolation und stärkt die Beziehung zur Betreuungsperson.

Wie Angehörige und Betreuende unterstützen können

Die Unterstützung bei Mahlzeiten beginnt bei der Essensplanung und reicht bis zur emotionalen Begleitung beim Essen. Wichtig ist: Den Betroffenen so viel Selbstständigkeit wie möglich lassen, ohne sie zu überfordern.

Praktische Tipps:

  1. Essumgebung anpassen
  • Ruhige Umgebung, ohne Fernseher oder laute Geräusche.
  • Immer am gleichen Ort und Platz essen lassen.
  • Deutliches Kontrastgeschirr (z.B. weisser Teller auf dunkler Tischdecke), um das Essen besser zu erkennen.
  1. Ernährung vereinfachen
  • Kleine Portionen, die nicht überfordern.
  • Fingerfood anbieten, wenn Besteck schwierig wird.
  • Breikost oder pürierte Speisen bei Schluckbeschwerden.
  1. Tagesstruktur nutzen
  • Feste Zeiten für Frühstück, Mittagessen, Zvieri und Abendessen einführen.
  • Gemeinsam einkaufen oder beim Kochen mithelfen lassen – das fördert das Selbstwertgefühl.
  1. Emotionale Begleitung
  • Geduldig bleiben, auch wenn wiederholt nach dem Essen gefragt wird.
  • Loben und motivieren: Ein freundliches Wort kann viel bewirken.
  • Erinnerungsstücke wie Fotos oder Gerichte aus der Kindheit einbauen.

Betreuung zu Hause: Eine wertvolle Entlastung

Viele Angehörige wünschen sich, ihre Liebsten im gewohnten Umfeld zu betreuen. Die Betreuung zu Hause bietet die Möglichkeit, den Alltag individuell zu gestalten und eine vertraute Atmosphäre zu schaffen.

Vorteile der Seniorenbetreuung zu Hause:

  • Individuelle Betreuung nach persönlichen Bedürfnissen.
  • Alltag in vertrauter Umgebung, was Orientierung erleichtert.
  • Direkte Beobachtung des Essverhaltens und schnelle Reaktion auf Veränderungen.
  • Kombination aus professioneller Hilfe (z.B. Spitex) und familiärer Unterstützung.

Organisationen wie Pro Senectute, Spitex Schweiz oder lokale Pflege- und Betreuungsdienste bieten gezielte Hilfe für die Seniorenpflege zu Hause an. Auch eine 24-Stunden-Betreuung kann im fortgeschrittenen Stadium der Demenz eine sinnvolle Lösung sein.

Ernährung als Schlüssel zu mehr Lebensqualität

Eine ausgewogene, altersgerechte Ernährung verbessert nicht nur das körperliche Wohlbefinden, sondern stabilisiert auch die geistige Verfassung. In der Seniorenbetreuung ist die Mahlzeit mehr als nur Nahrungsaufnahme – sie ist Sinnesreiz, soziales Ereignis und Orientierungshilfe.

Ein liebevoll gedeckter Tisch, bekannte Düfte und ein vertrautes Gesicht können inmitten des Vergessens ein Stück Zuhause schaffen.

Gemeinsam statt allein durch den Alltag

Demenz verändert vieles – aber mit Struktur, Achtsamkeit und Unterstützung bleibt der Alltag lebenswert. Besonders die Zubereitung und Einnahme von Mahlzeiten spielt eine zentrale Rolle für das Wohlbefinden. Ob durch Betreuung zu Hause, in einem Pflegeheim oder mithilfe von Spitex-Diensten – mit der richtigen Hilfe kann Essen wieder zu einem Moment der Freude werden.

Ihre nächsten Schritte:

  • Beobachten Sie das Essverhalten Ihres Angehörigen genau.
  • Richten Sie den Tagesablauf so ein, dass Mahlzeiten feste Anker sind.
  • Holen Sie sich rechtzeitig Unterstützung – sei es durch professionelle Pflegekräfte, Beratungsstellen oder Tageszentren.

Kontaktieren Sie lokale Spitex-Dienste, Alzheimervereinigung Schweiz oder Pro Senectute für Beratung zur Demenzbetreuung zu Hause oder nehmen Sie Kontakt auf mit einer privaten Semiorenbetreuung.